Für wen ist eine Pflegezusatzversicherung sinnvoll?
Immer mehr Menschen benötigen im Alter Pflege. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, wie Sie leben möchten, wenn Ihre Fitness nachlässt und wie sich das organisieren und finanzieren lässt. Eine Möglichkeit, für potenzielle Pflegekosten vorzusorgen, ist die Pflegezusatzversicherung. Je nach Modell decken die Verträge ganz oder teilweise Kosten ab, die die Pflichtversicherung nicht übernimmt.
Folgende zwei grundsätzliche Fragen sollten Sie sich stellen, bevor Sie eine Pflegezusatzversicherung abschließen:
1. Könnte ich anders vorsorgen?
Zunächst sollten Sie sich einen Überblick darüber verschaffen, wie viel Geld Sie im Alter voraussichtlich zur Verfügung haben werden. Wie hoch sind Ihre Rentenansprüche? Besitzen Sie Vermögen in Aktien, Festgeld oder eine kapitalbildende Lebens- oder Rentenversicherung? Haben Sie Mieteinnahmen? Werden Sie eine größere Summe erben? Wohnen Sie in der eigenen Immobilie? Wie viel legen Sie jeden Monat für die Altersvorsorge zurück? Könnten Sie diesen Betrag noch etwas erhöhen, um ein Geldpolster für den Pflegefall anzusparen? Ob eine private Pflegeversicherung nun das richtige für Sie ist, müssen Sie für sich selbst entscheiden.
Wenn Sie den Eigenanteil an Pflegekosten aus Ihrem Vermögen stemmen können und auch bereit sind, dies zu tun, benötigen Sie keine Pflegezusatzversicherung. Dabei sollten Sie auch bedenken, dass 2017 nur ein Viertel der Pflegebedürftigen in einem Heim versorgt wurde. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Der Großteil älterer Menschen wird zuhause gepflegt – in der Regel also zu niedrigeren Kosten als im Heim.
Die Statistik zeigt auch, dass das Risiko für Pflegebedürftigkeit erst im hohen Alter stark ansteigt. 2017 war jeder Sechste in der Altersgruppe zwischen 75 und 85 Jahren auf Pflege angewiesen. Von den 85- bis 90-Jährigen waren 45 Prozent pflegebedürftig. Erst ab einem Alter von 90 Jahren musste eine große Mehrheit der Senioren gepflegt werden (71 Prozent).
Statistiken sagen natürlich wenig über Ihre individuelle Wahrscheinlichkeit aus, pflegebedürftig zu werden. Wie lange Sie gegebenenfalls gepflegt werden müssen, lässt sich ebenfalls schwer prognostizieren. Die durchschnittliche Pflegedauer schwankt zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren je nach Art der Erkrankung, wegen der Sie pflegebedürftig wurden.
Die Tatsache, dass der Pflegefall meist erst spät im Leben eintritt, verschafft Ihnen jedoch Zeit, dieses Thema auf andere Weise als über eine private Pflegezusatzversicherung zu regeln: Die Beiträge, die Sie für die Versicherung zahlen müssten, können Sie auch selbst ansparen. 50 Euro pro Monat, angelegt zu 4 Prozent, ergeben in 40 Jahren einen Betrag von über 58.000 Euro.
Wenn Sie mit 40 Jahren beginnen, auf diese Weise vorzusorgen und im Alter von 80 Jahren pflegebedürftig werden, haben Sie also erst einmal ein finanzielles Polster. Voraussetzung für diesen Plan ist natürlich, dass Sie das Geld nicht zwischenzeitlich aufbrauchen.
Bleiben Sie von der Pflegebedürftigkeit verschont, können Sie das Geld selbst nutzen oder vererben. Die private Pflegezusatzversicherung hingegen ist eine reine Risikoabsicherung für den Pflegefall. Das bedeutet: Es gibt kein Geld zurück, wenn Sie nicht pflegebedürftig werden.